Sinne einer Wespe: Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen


Wespen sind manchmal lästig und stören uns im Sommer, aber sie sind auch spannend und zeigen ein Verhalten, das uns fasziniert und erstaunt. Während der außergewöhnliche Nestbau den meisten Menschen bekannt ist, wissen nicht so viele Leute was eine Wespe für Sinne hat und wie diese funktionieren.

Das Verständnis hiervon ist jedoch wichtig, wenn es darum geht den richtigen Umgang mit ihnen zu finden und bestimmte Dinge zu tun oder eben zu unterlassen. Eine Abwehr von Wespen ohne ihre Wahrnehmung zu kennen ist kaum möglich.

Darum gehen wir in diesem Artikel auf alle Sinne einer Wespe ein und erklären sie kurz und bündig.

Können Wespen sehen?

Wespen sind überwiegend tagaktive Insekten (Wespen und Licht), die ein Großteil ihrer Informationen über die visuelle Ebene aufnehmen. Das Auffinden von Nahrungsquellen, Erkennen von Gefahren und die Orientierung werden so ermöglicht.

Dazu besitzen Wespen Facettenaugen, die jeweils seitlich am Kopf sitzen und aus mehreren hundert Einzelaugen bestehen. Jedes Einzelauge funktioniert dabei ähnlich wie beim Menschen. Licht dringt durch die äußeren Schichten in das Innere und trifft dort auf Rezeptoren, die den Reiz wahrnehmen und in ein Signal umwandeln.

Bei Facettenaugen werden diese Einzelbilder übereinander gelegt und ergeben zusammen das Gesamtbild. Durch die Verknüpfung vieler Einzelinformationen über dasselbe Objekt wird eine hohe Ungenauigkeit erzeugt – das Bild ist unscharf und verschwommen. Dafür reagieren Facettenaugen hochempfindlich auf Bewegungen und können diese früh und präzise feststellen.

Diese stark eingeschränkte Sicht beeinflusst das Flugmuster und wirkt sich auch auf das Fliegen bei Dunkelheit aus (Mehr dazu: So reagieren sie auf Dunkelheit)

Können Wespen hören?

Das Wahrnehmen von Schall erfordert ein Sinnesorgan, dass durch die Druckwellen in der Luft in Bewegung gebracht wird. Diese Ausschläge müssen detektiert und interpretiert werden.

Bei uns Menschen geschieht dies durch eine dünne gespannte Membran (das Trommelfell), die bei Geräuschen in Schwingung gerät und diese Bewegung über die Gehörknöchelchen in die Hörschnecke weiterleitet. Dort entsteht letztlich eine flüssige Welle, die von Sinneshärchen erkannt und die Information weitergeleitet wird.

Ein vergleichbares (wenn auch viel einfacheres und beschränkteres) System besitzen auch einige Insekten. Das so genannte Tympanalorgan besteht ebenfalls aus einer Membran (wenn auch vergleichsweise klein) die Schall detektieren kann. Der Aufbau ist hierbei wesentlich einfacher und dient vor allem dem Erkennen von Beute und Gefahren in unmittelbarer Nähe.

Deshalb sitzen diese kleinen Häute auch häufig an den Beinen und anderen sensiblen Orten, die die Aufnahme von Nah-Geräuschen verbessern. Außerdem sind diese „Trommelfelle“ nicht geschützt.

Dieses Tympanalorgan wird häufig fehlinterpretiert und vielen Insekten fälschlicher Weise zugesprochen. Dies gilt auch für Wespen. Diese besitzen nämlich kein einziges Trommelfell am Körper.

Wespen besitzen kein Tympanalorgan

Wespen sind aber dennoch in der Lage Schall wahrzunehmen und somit zu hören. Dies geschieht über feine Sinneshärchen an den Fühlern, die Druckwellen detektieren können. Ein qualitatives Hören wie beim Menschen stellt dies jedoch nicht dar und ist in der Wahrnehmung und im Freuqenzbereich stark eingeschränkt.

Alles Infos hierzu und was dies für das Bekämpfen mit Schall und Ultraschall bedeutet erfährst du hier: Können Wespen Hören? (Aufbau, Funktion, Limit, Ultraschall)

Können Wespen schmecken?

Wespen können bestimmte Inhalte in der Nahrung feststellen und so erkennen, ob es sich um ein gutes oder weniger geeignetes Nahrungsmittel handelt. Dies gestattet ihnen außerdem giftige bzw. schädliche natürliche Stoffe in einem limitierten Umfang zu detektieren und so zu vermeiden.

Einsatz der Fühler / Antennen

Hierzu nutzen sie so genannte Chemorezeptoren die im Bereich der Fühler angesiedelt sind. Kommt das Nahrungsmittel mit diesen Rezeptoren in Kontakt können die Stoffe erkannt und somit geschmeckt werden.

Dies ist besonders hilfreich, wenn es um das Auffinden und testen von Nahrungsquellen geht, kann aber auch zur Kommunikation zwischen Wespen eingesetzt werden. Auch wenn Wespen hauptsächlich visuelle Tiere sind, ist die Weitergabe von Geschmäckern eine Form der Interaktion.

In erster Linie wird dies genutzt, um anderen Arbeiterinnen zu zeigen, dass Nahrung gefunden wurde und welche chemische Struktur diese besitzt. Nun können sich die anderen Wespen auf die Suche begeben, um die Nahrungsquelle zu finden.

Dabei geben Wespen übrigens keine Wegbeschreibung ab (wie es Bienen tun). Die hinzukommenden Arbeiterinnen müssen den Ort von selbst finden. Dies erklärt auch, warum bei einem Picknick anfangs nur wenige Wespen da sind und die Anzahl auch nicht sprunghaft ansteigt, sondern nach und nach größer wird.

Die genaue Ausgestaltung der geschmacksempfindlichen Chemorezeptoren ist von der jeweiligen Wespenart abhängig. Diese haben sich über viele Millionen Jahre an den spezifischen Bedarf angepasst und decken so das Optimum ab.

Bei den parasitären Wespen sind zum Beispiel deutlich mehr Rezeptoren vorhanden, um eine bessere Unterscheidung des Wirtes durchzuführen. Dies ermöglicht eine bessere Auswahl des Opfers und sichert somit dem Nachwuchs die besten Bedingungen.

Können Wespen riechen?

Wespen können in beschränktem Maße Stoffe in der Luft wahrnehmen und deren chemische Struktur erkennen. Dies ermöglicht es ihnen Nahrung aufzufinden und sich zu orientieren.Diese Wahrnehmung wird auch bei der Fortpflanzung zwischen den Königinnen und Drohnen eingesetzt.

Die Unterscheidung zwischen Schmecken und Riechen ist dabei eher formeller Natur, da die Bestimmung chemischer Stoffe in beiden Fällen identisch ist. Unterschiedlich ist lediglich das Medium, das als Träger funktioniert. Während beim Schmecken direkter Kontakt mit einem festen Stoff hergestellt wird, handelt es sich beim Riechen um Partikel, die in der Luft sind.

Deswegen sind auch die gleichen Chemorezeptoren (an den Fühlern) für die Wahrnehmung verantwortlich und die Fähigkeiten und Einschränkungen sind identisch zum Schmecken.

Die Priorität liegt dabei auf dem Schmecken und das Riechen besitzt nur eine untergeordnete Bedeutung. Dies liegt an der höheren Präzision beim direkten Kontakt, bei dem das Erkennen von Stoffen deutlich einfacher erfolgt.

Vermutlich finden die Feigenwespen so auch ihre Frucht, in der sie schließlich sterben.

Können Wespen fühlen / tasten?

Der Tastsinn einer Wespe wird in erster Linie durch die Antennen aktiv eingesetzt. Zusätzlich sitzen am gesamten Körper kleine dünne taktile Härchen, die es den Insekten ermöglichen Berührungen zu erkennen.

Auch wenn Wespen einen Großteil ihrer Informationen aus der Umgebung über die Augen wahrnehmen, besitzt das Fühlen und Ertasten von Objekten eine große Bedeutung. In unmittelbarer Nähe des Insekts werden die Antennen eingesetzt und können wertvolle Informationen über Nahrung und Gefahren liefern.

Die Empfindlichkeit der Fühler ist dabei sehr hoch und so sind schon feine Strukturänderungen ertastbar.

Nicht so präzise und feinfühlig sind die kleinen Härchen auf dem Körper der Wespe. Diese detektieren zwar auch fremde Objekte, dienen aber lediglich dem Erkennen von Hindernissen und von groben Berührungen.

Martin

Martin ist Gründer und Autor bei ungeziefer-pilot und besitzt einen weiten Erfahrungsschatz, den er gerne teilt. Der richtige Umgang und der Einsatz wirklich effektiver Mittel liegen ihm besonders am Herzen.

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