Können Wespen Hören? (Aufbau, Funktion, Limit, Ultraschall)


Der Umgang mit Wespen ist kompliziert und die Empfehlungen zum richtigen Verhalten oft widersprüchlich. Während klar ist, dass hektische Bewegungen vermieden werden sollten gibt es Unsicherheiten ob Geräusche die Insekten beeinflussen. Hierzu wäre es aber überhaupt erst mal notwendig, dass die gelbschwarzen Insekten diese auch wahrnehmen können. Daher stellt sich die Frage: Können Wespen hören?

Wespen sind in der Lage Druckunterschiede in der Luft und somit Schall wahrzunehmen. Sie können jedoch nicht hören wie ein Mensch, da sie kein Gehör im engeren Sinne besitzen. Ihre Wahrnehmung wird über kleine Härchen durchgeführt, die an den Fühlern sitzen.

Diese auditive Wahrnehmung unterliegt jedoch vielen Einschränkungen und deswegen erfährst du in diesem Artikel wie Wespen hören und warum dies nicht mit unserem Gehör vergleichbar ist. Außerdem klären wir, ob man Wespen mit Geräuschen oder Ultraschall vertreiben kann.

Wespen und Schall: Was bedeutet hören?

Schall ist die Übertragung von Druckunterschieden in einem bestimmten Medium. Dieses Medium ist in unserer normalen Umgebung die Luft (bei Fischen das Wasser) und der Druckunterschied eine Schwingung, die in Form einer Welle übertragen wird.

Eine Schwingung kann durch verschiedene Objekte ausgelöst werden. Es müssen lediglich Luftpartikel kurzzeitig zusammengedrückt werden (wie bei einer Stimmgabel, einer Gitarrensaite, den Stimmbändern usw). Die Eigenschaften des Materials und die freigesetzte Energie bestimmen die Tonhöhe und Lautstärke.

Hören ist das Erkennen und Interpretieren dieser Schallwellen. Während dies beim Menschen immer mit Hilfe eines Trommelfells (eine dünne gespannte Membran) geschieht, haben Insekten verschiedene auditive Organe.

Haben Wespen Ohren?

Wespen haben keine Ohren mit denen sie Schall wahrnehmen können. Sie besitzen jedoch feine Härchen, die auf dem zweiten Antennenglied sitzen und Druckunterschiede detektieren. Die Ansammlung der feinen Sinneshärchen wird Johnstonsches Organ genannt.

Wespen besitzen im Vergleich zu anderen Insekten kein Tympanalorgan. Dies ist eine kleine Membran, die an verschiedenen Körperteilen (häufig an den Beinen) sitzen kann und genau wie ein Trommelfell funktioniert. Dieses „Ohr“ kommt in anderen Insekten wie den Heuschrecken und Grillen vor.

Was können Wespen hören?

Wespen sind in der Lage Schallwellen wahrzunehmen und somit zu hören. Die Druckunterschiede in der Luft werden von dem Johnstonschen Organ erfasst und anschließend interpretiert. Die Wahrnehmung ist dabei auf den Nahbereich begrenzt.

Das Fehlen eines Trommelfells schränkt die auditive Wahrnehmung sehr stark ein. Während eine Membran sehr präzise und detailliert Schwingungen aufnehmen kann, ist dies bei in der Luft sitzenden Sinneshärchen nur bedingt der Fall.

Die Anregung der Härchen erfolgt größtenteils indirekt über die Auslenkung der Antennengeißel, welche jedoch nicht die gleiche präzise Aufnahme darstellen kann wie eine Membran.

Dieser plastische Aufbau des Johnstonschen Organs begrenzt den Frequenzbereich in dem Wespen hören können auf maximal 500 Hz. Diese Limitierung ist zwar noch nicht genau bestimmt, ergibt sich aber aus der Funktionsweise des Organs, die sehr ähnlich wie bei den verwandten Bienen ist (bei denen diese Werte ermittelt wurdenOpens in a new tab.).

Zusätzlich detektieren die Härchen nicht nur Schall, sondern alle Formen von Druckunterschieden in der Luft. So sind Vibrationen der Umgebung ein wichtiger Indikator für die Insekten, ob sich Gefahren oder Beutetiere in der Nähe befinden.

Diese Störquellen, Limitierungen und sensorischen Überschneidungen schränken das Hören von Wespen stark ein.

Eine Wahrnehmung von Schall, wie es beim Menschen der Fall ist, gibt es bei Wespen nicht.

Die Hörfähigkeit von Wespen nimmt außerdem bei steigender Distanz stark ab. Dies macht auch Sinn, denn während Informationen über Vorgänge in der Nähe überlebenswichtig sind, haben Geräusche und Vibrationen in größerer Entfernung keine Bedeutung.

Wie kommunizieren Wespen?

Wespen kommunizieren untereinander auf verschiedene Arten. In erster Linie nutzen sie Pheromone und eine taktile Verständigung.

Die Übertragung von Informationen ist dabei durchaus komplex und in vielen Teilen noch nicht bis ins Detail erforscht. Insbesondere soziale Wespen haben wahrscheinlich jedoch ein umfangreiches Schema an Kommunikationsstrategien.

Insekten, die aktiv Geräusche verursachen, können auch gut hören.

Die Kommunikation über Schall scheint dabei keine große Rolle zu spielen. Hier sind andere Insekten mit besserem Gehör deutlich breiter aufgestellt und nutzen diesen Weg viel intensiver.

Dennoch legen neueste StudienOpens in a new tab. den Schluss nahe, dass Wespen rhythmische Geräusche erzeugen, um Informationen über Nahrungsquellen in der Umgebung auszutauschen. Hierzu schlagen sie mit ihrem Abdomen gegen bestimmte Teile des Nests und informieren (und aktivieren) weitere Arbeiterinnen.

Wespen können also über Schall kommunizieren, tun dies jedoch in einem sehr eingeschränkten und limitierten Bereich, der durch ihr Hörorgan vorgegeben ist.

Wespen mit Geräuschen vertreiben

Die Wahrnehmung von Schall könnte dazu beitragen, dass sich Wespen mit bestimmten Geräuschen und Tönen vertreiben lassen. So könnte das Geräusch eines natürlichen Feindes, einer unbekannten Bedrohung oder ein für Wespen „unangenehmer Ton“ ein gutes Mittel sein, um sie zu verjagen.

Die Effektivität solcher Maßnahmen scheitert jedoch an der eingeschränkten Wahrnehmung der Wespen von Schall.

So gibt es keine speziellen Töne, die von ihren Feinden erzeugt werden, die man einsetzen könnte. Auch unbekannte und laute Geräusche haben keinen Einfluss auf ihr Verhalten.

Außerdem ist Vertreiben von Wespen mit Störgeräuschen nur dann sinnvoll, wenn es keine Einschränkung für den Menschen gibt. Die Töne müssten also im Bereich der Infra- oder Ultraschallwellen liegen.

Wespen und Ultraschall

Ultraschall beschreibt Frequenzen oberhalb von 20 kHz (20000 Hz) und damit außerhalb des hörbaren Bereichs für Menschen. Diese Töne kommen im Tierreich regelmäßig vor und werden neben der Kommunikation (Delfine) auch für die Ortung (Fledermäuse) eingesetzt.

Es gibt zahlreiche Ultraschallgeräte, die von sich behaupten eine abschreckende Wirkung auf Schädlinge zu haben. Besonders verbreitet sind dabei Modelle gegen Mäuse, Marder und Mücken. Aber auch gegen Wespen gibt es „spezielle“ Ultraschallgeräte.

Für alle Tiere gilt, dass sie zunächst einmal den Ultraschall wahrnehmen müssen bevor im zweiten Schritt überhaupt ein Effekt eintreten kann.

Das Hörorgan der Wespen ist jedoch auf einen Frequenzbereich bis 500 Hz limitiert. Somit gilt für Wespen (wie für die meisten Schädlinge), dass sie Ultraschall nicht detektieren können. Die Geräte können daher gar keine Wirkung entfalten.

Sogar bei Insekten, die diese hohen Frequenzen wahrnehmen können ist eine effektive Bekämpfung nicht gewährleistet. Die Geräte erzeugen einen geringen bis keinen Effekt und beruhen auf keiner wissenschaftlichen Grundlage.

Diese mangelnde Wirkung wurde sogar in diversen Studien nachgewiesen und mehrfach bestätigt (Ultraschall gegen Mäuse & Co – Tests, Studien, Erfahrungen zur Wirksamkeit). Insbesondere für Insekten wie Mücken wurden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt und kein Effekt festgestellt.

Ultraschallgeräte gegen Schädlinge (wie auch gegen Wespen) sind ein Marketinginstrument und leider nicht wirksam.

Die Investition sollte daher vermieden werden. Das Geld kann dann für effektivere Reparaturen am Haus (Verschließen von Rissen und Bauschäden) und andere Präventionen gegen eine Wespenplage (verschließbare Glasbehälter für ein Picknick) eingesetzt werden.

Wespen durch Geräusche anlocken

Im Sommer draußen zu sitzen und von Wespen verfolgt zu werden ist ein Eindruck, der regelmäßig entsteht, jedoch nicht im Zusammenhang mit Geräuschen steht.

Wespen reagieren nicht auf unsere Stimmen und können diese auch nicht zuordnen. Sie kommen also nicht heraus sobald sie uns hören und verschwinden auch genauso wenig, wenn wir sie anschreien.

Genauso werden sie auch nicht aggressiv, wenn jemand von ihnen überrascht wird und einen Angstschrei produziert. Dann bestimmen die Bewegungen der Arme und des gesamten Körpers wie sehr sich die Wespe bedroht fühlt und ob sie zusticht.

Martin

Martin ist Gründer und Autor bei ungeziefer-pilot und besitzt einen weiten Erfahrungsschatz, den er gerne teilt. Der richtige Umgang und der Einsatz wirklich effektiver Mittel liegen ihm besonders am Herzen.

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