Warum können Ameisen nicht über Kreide oder Tinte laufen?


In der warmen Jahreszeit sind Ameisen besonders aktiv und verbreiten sich stark. Sie sind an fast jeder Ecke zu sehen und bevölkern auch Gärten, Terrassen und Häuser. Meist treten sie dabei in großer Zahl auf und ihre Anwesenheit kann unangenehm und störend wirken.

Der Bedarf an einfachen und wirksamen Hilfsmitteln ist groß und so tauchen immer wieder Videos und Tipps auf, die die Verwendung von Kreide empfehlen, um die Ameisen fernzuhalten. Doch wie funktioniert das eigentlich genau und warum können Ameisen nicht über Kreide laufen?

Ameisen kommunizieren über Duftstoffe (Pheromone) und zeigen so an, auf welchem Weg Nahrungsmittel zu finden sind. Diese markierte Straße wird durch Kreide unterbrochen und die Ameisen so irritiert und ihrer Orientierung beraubt.

Bei Tinte kommen Chemikalien hinzu, die die Ameisen abschrecken. Außerdem kann es schwierig sein, auf dem neuen Untergrund zu laufen.

Doch diese Wirkung ist eingeschränkt und nur über eine bestimmte Zeit vorhanden, was den Einsatz von Kreide weniger effektiv macht. In diesem Artikel beschreiben wir die genaue Wirkungsweise erklären, wann man Kreide und Tinte einsetzen sollte und welches besseres Hausmittel es gibt.

Wie orientieren sich Ameisen?

Ameisen leben in sozialen Gebilden zusammen, in denen feste Strukturen bestehen und die Aufgaben aufgeteilt werden. Hierbei gibt es unter den Arbeiterinnen weitere Unterteilungen wie die Nestversorgung oder die Beschaffung von Nahrungsmitteln.

Eine wichtige Funktion nehmen dabei Späher-Ameisen ein, deren Aufgabe es ist Nahrung in der Umgebung zu finden und den Staat über diese neue Quelle zu informieren. Zur Navigation werden hierbei insbesondere Duftstoffe (Pheromone) genutzt.

Ameisenstraßen entstehen durch Duftstoffe (Pheromone)

Diese Pheromone markieren deren Weg vom Nest zur Futterstelle. Weitere Ameisen folgen diesem Duft-Pfad und es entstehen die bekannten „Ameisenstraßen“.

Durch das wiederholte Nutzen dieses Weges werden weitere Pheromone ausgesetzt und der Pfad wird immer deutlicher und klarer für die kleinen Insekten. So kann eine große Zahl an Tieren auf einer Straße unterwegs sein.

Neben dem Einsatz von Duftstoffen nutzen Ameisen außerdem taktile Zeichen und die Präsentation von Bewegungsmustern, um Informationen weiterzugeben. Das Abtasten mit ihren Fühlern ist hierbei von besonderer Bedeutung in der sozialen Interaktion.

Den größten Einfluss bei der Orientierung besitzt aber dennoch der Einsatz der Pheromone. Diese ermöglichen eine besonders effektive Nutzung der verfügbaren Ressourcen. Trotz dieser hohen Bedeutung befinden sich nie alle Ameisen auf einem solchen Pfad und es handelt sich auch nie um die einzige Nahrungsquelle. Eine solche Abhängigkeit würde ein hohes Risiko für den Ameisenstaat bedeuten.

Warum laufen Ameisen nicht über Kreide?

Ameisen, die auf einen Kreidestrich treffen, werden kurzzeitig von ihrem Bewegungsmuster abgehalten und ändern häufig die Richtung, weil die Pheromonspur, der sie folgen unterbrochen ist. Außerdem ändert die Kreide die Bodenstruktur, was negativ für die Insekten sein könnte.

Kreide besteht aus einem kalkhaltigen Material und ist angereichert mit Stoffen, die sie stabiler machen und ihr die Farbe (falls vorhanden) geben. Wird ein Kreidestrich auf einen Untergrund gezeichnet verbinden sich die Kalkmoleküle mit der Oberfläche.

Dieser Kontakt mit dem Boden beeinträchtigt die Spur, die die Ameisen gesetzt haben. Die Pheromone sind an dieser kleinen Stelle entfernt und der Pfad unterbrochen. Dies sorgt für eine unerwartet auftretende Orientierungsschwierigkeit.

Außerdem ist der Untergrund nun mit einem feinen Pulver belegt, was für die Ameisen ein Alarmsignal darstellen kann. Sie bemerken den Wechsel der Struktur und werden so vorsichtiger.

Hinzu kommt, dass je nach Kreideart auch weiteren Bestandteile enthalten sein können, die die Pheromone überdecken. Auf solche Duftstoffe reagieren Ameisen sehr sensibel und ändern ihr Verhalten sofort.

Warum laufen Ameisen nicht über Tinte?

Treffen Ameisen auf einen Strich, der mit einem Stift gezeichnet wurde, überqueren sie diesen nicht, weil in der Tinte Chemikalien enthalten sind, die den vorhandenen Pheromonpfad unterbrechen und ein Störsignal darstellen.

Die Tinte in einem Füller oder Kugelschreiber enthält nicht nur Farbe, sondern weitere Stoffe die der Tinte ihre Eigenschaften geben. Bei einem frischen Strich verdunsten diese Stoffe rasch und geben die Chemikalien in die Umgebungsluft ab.

Diese feinen Gerüche sind für uns Menschen nicht wahrnehmbar, stellen jedoch für die Ameisen eine markante Veränderung dar. Zum einen überdecken diese Gerüche den Pheromonpfad und zum anderen sind sie ein Alarmsignal, das die Insekten detektieren und meiden. Hierzu zählen unter anderem Menthylbenzol und Xylol.

Ameisen und Kreide: Vorteile und Einsatzgebiet

Kreide unterbricht den bestehenden Pfad und hält Ameisen davon ab, bestimmte Gebiete zu betreten oder zu verlassen. Der Einsatz als wirkungsvolles Bekämpfungsmittel müsste also eine gute Alternative sein. Dies stellt sich in der praktischen Anwendung jedoch nur eingeschränkt so dar.

Ein sinnvoller Nutzen besteht vor allem darin, eine kurzfristige Unterbrechung von Ameisenstraßen herbeizuführen. Sind die Ameisen plötzlich auf einem Pfad unterwegs in das Haus, kann mit einem Kreidestrich der Zulauf vorübergehend gestoppt werden.

Kreide wirkt nur kurz und ist langfristig nicht effektiv.

Die Wirkung hält sich dabei aber in Grenzen, denn die Ameisen gewöhnen sich schnell an das Hindernis und reaktivieren ihre Pheromonspur nach kurzer Zeit wieder. Dann verpufft der Effekt und die kleinen Insekten laufen einfach über den Kreidestrich.

Dennoch hat Kreide einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Ameisenmitteln. Kreide ist günstig, kurzzeitig effektiv und vor allem nicht schädlich!

Das Zeichnen eines Kreidestriches beeinflusst weder Kinder noch andere (Haus-)tiere und kann überall eingesetzt werden. Die Inhalte schädigen die Umwelt nicht und ein Eindringen in das Erdreich und Grundwasser sind unproblematisch.

Damit ist Kreide ein gutes, natürliches Mittel, um sich etwas Zeit zu verschaffen, bis das eigentliche Problem beseitigt werden kann.

Ameisen und Kreide: Nachteile

Der größte Nachteil an Kreide ist ihre (erwähnte) zeitlich eingeschränkte Wirksamkeit. Schon nach wenigen Stunden ist der Effekt nicht mehr gegeben. Ein permanentes Nachziehen des Strichs wäre erforderlich – ist aber dauerhaft unpraktisch und ineffektiv.

Hinzu kommt, dass Kreide nur in einem bestimmten Umfeld aktiv eingesetzt werden kann. So ist das Ziehen eines Strichs auf unebenem Untergrund (wie Rasen oder Erde in einem Beet) nicht möglich. Nur feste und ebene Bodenbeläge wie Fliesen, Steine und Dielen können markiert werden.

Beim Camping Ameisen loszuwerden erfordert also andere Maßnahmen.

Sollte sich das Nest innerhalb des Hauses befinden ist eine unterbrochene Ameisenstraße auch nicht hilfreich. Das Volk wird sich einen anderen Weg oder eine andere Nahrungsquelle besorgen. Das Nest wird so weiterhin existieren und unter Umständen Schäden im Haus (Ameisen in der Dämmung oder der Wand) verursachen.

Ein unterbrochener Pfad raubt einem außerdem einen guten Ansatzpunkt für eine langfristige und wirkungsvolle Bekämpfung. Soll das Nest (zum Beispiel im Haus) beseitigt werden, muss zwingend die Ameisenkönigin getötet werden.

Ameisenstraßen sollten zur Bekämpfung genutzt werden.

Dies geschieht in erster Linie mit Ameisenködern die einen Lockstoff und etwas Gift enthalten. Das Gift wird hierbei mit der Nahrung in das Nest transportiert und an den Nachwuchs sowie die Königin verfüttert. Im Idealfall stirbt diese wenige Tage später an dieser Dosis.

Für diesen Einsatz ist es erforderlich, dass ein Köder von den Arbeiterinnen aufgenommen wird. Eine Ameisenstraße ist hier perfekt! Der Köder muss lediglich an diesem Pfad platziert werden. In der Regel wird er in Kürze sehr aktiv angenommen und die Wirkung tritt zügig ein.

Eine Ameisenstraße sollte also nicht blindlings durch Kreide zerstört werden, wenn sie zur Bekämpfung der Insekten eingesetzt werden kann.

Kreide ist nicht gleich Kreide.

Insbesondere im Internet wird mit „Anti-Ameisen-Kreide“ (vorzugsweise aus Asien) geworben, die die Ameisen abtötet, die mit ihr in Berührung kommen. Dies ist auch soweit richtig, liegt jedoch an den Insektiziden, die die Kreide enthält.

Eine mangelhafte Inhaltsangabe und schwierige Dosierung machen diese Kreide gefährlich für Tier und Mensch!

Alternative zur Kreide: Kieselgur

Das begrenzte Einsatzspektrum von Kreide kann durch Kieselgur deutlich erweitert und die Nachteile nahezu eliminiert werden.

Bei diesem Pulver handelt es sich um fein zermahlene Überreste von Muscheln. Das Pulver ist mikroskopisch scharfkantig und verletzt das Exoskelett der Ameisen, welche daraufhin verenden. In den meisten Fällen meiden sie aber den Kontakt.

Kieselgur ist ungiftig und hat eine lange Wirkung. Außerdem kann sie auch auf unebenem Untergrund eingesetzt werden. Sie beseitigt so zwar auch nicht das Nest, stellt jedoch eine wirksame Barriere dar.

Außerdem ist sie sehr kostengünstig und leicht im Internet und allen Baumärkten erhältlich.

Ich persönlich nutze die natürliche Kieselgur von L’Herbe Haute (wiederverschließbar!), es kann aber auch jede andere Marke verwendet werden.

Der einzige Nachteil des feinen Pulvers ist, dass es nicht eingeatmet werden sollte. Bei einem normalen Umgang und Verteilen in einem geschützten Bereich spielt dies aber keine große Rolle mehr.

Martin

Martin ist Gründer und Autor bei ungeziefer-pilot und besitzt einen weiten Erfahrungsschatz, den er gerne teilt. Der richtige Umgang und der Einsatz wirklich effektiver Mittel liegen ihm besonders am Herzen.

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