Wespen ohne Stachel und Wespen die nicht stechen (Erklärt)


Das unterschiedliche Verhalten von Wespen lässt einen manchmal stutzig werden. Während sie phasenweise scheinbar grundlos Zustechen, sind sie ein anderes Mal friedfertig unterwegs. Es drängt sich daher die Frage auf, wann man einen Stich zu befürchten hat, und ob nicht sogar einige Arten gar keinen Stachel haben:

Weibliche Wespen haben immer einen Stachel, der jedoch nur bei den Sozialen Wespen für uns eine Rolle spielt. Solitäre Wespen können ihren Stachel nicht gegen uns einsetzen, auch wenn sie mitunter ein sehr effektives Gift besitzen.

Doch warum sind die Stachel der Wespen so unterschiedlich aufgebaut und warum besitzen Drohnen keinen? Verliert eine Wespe eigentlich ihren Stachel wenn sie zusticht und was passiert dann? Haben alle Wespen auch ein Gift? Diese Fragen klären wir in den folgenden Minuten.

Haben alle Wespenarten einen Stachel?

Wespen gehören mit über 4.000 verschiedenen Arten zur Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) und es gibt große Unterschiede in ihrem Aussehen und Verhalten.

Alle Wespenarten besitzen hierbei einen Stachel, der sich aus dem eigentlichen Legebohrer (zur Eiablage) evolutionär entwickelt hat.

Die Ausprägung des Stachels stark von der Art und der Lebensweise abhängig.

Grundsätzlich lassen sie sich in Soziale und Solitäre Wespen unterteilen.

Welche Wespen stechen?

Die Sozialen Wespen bilden einen Staat mit einem komplexen Aufbau und einer klaren Aufgabenverteilung. Markante Gemeinsamkeit ist der Aufbau eines Nestes, in dem der Staat beheimatet ist und der Nachwuchs aufgezogen wird. Dieser Bau wird von den Arbeiterinnen versorgt und bitter verteidigt.

Wespen, die mit uns in Kontakt kommen und uns beim Essen im Freien begegnen stammen genau aus dieser Unterfamilie. Dabei handelt es sich genau genommen sogar nur um zwei verschiedene Arten (die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe), die sich sehr ähnlichsehen und ein vergleichbares Verhalten besitzen.

Soziale Wespen stechen (auch) den Menschen.

Alle Sozialen Wespen haben einen gut ausgeprägten Giftstachel, der zur Verteidigung eingesetzt wird und die wichtigste Waffe zum Schutz des Nestes darstellt.

Nur hierdurch kann der Fortbestand des Staates sichergestellt und Gefahren abgewehrt werden. Zusätzlich kommt der Giftstachel bei der Jagd auf andere Insekten zum Einsatz, um diese zu paralysieren.


Solitäre Wespen hingegen leben allein und treten nur zur Paarung mit anderen Artgenossen in Kontakt. Sie bauen kleine Nester mit wenigen Zellen und ziehen so ihren Nachwuchs auf.

Der Stachel von Solitären Wespen ist dabei häufig weniger stark ausgeprägt. Er ist kürzer und seine Auswirkungen damit deutlich geringer. Auch die Giftmenge ist meist nicht so groß. Der Stachel wird in erster Linie für das Erlegen von Beute eingesetzt und ist kein effektives Verteidigungswerkzeug.

Solitäre Wespen stechen keine Menschen.

Damit ist der Stachel einer Solitären Wespe für den Menschen absolut ungefährlich und wird von den kleinen Insekten auch gar nicht erst gegen uns eingesetzt. Von einer Solitären Wespe gestochen zu werden ist nahezu unmöglich!

Eine Besonderheit der Solitären Wespen stellen parasitäre Wespen dar, die (zum Großteil) einen Legestachel besitzen, um ihre Eier in einen Wirt (andere Insekten) einzupflanzen. Dieser Stachel ist deutlich länger und liegt dauerhaft außerhalb des Wespenkörpers. Er ist häufig dünner und an den bevorzugten Wirt angepasst. Einige Arten besitzen keinen Giftstachel.

Parasitäre Wespe mit Legestachel

Der Legestachel wird ausschließlich zur Eiablage in den Wirt eingesetzt und ist kein Verteidigungsstachel. Der Stachel ist nicht geeignet, um durch die dicke menschliche Haut zu dringen. Dies versuchen parasitäre Wespen auch gar nicht erst, da eine Eiablage bei uns auf Grund des starken Immunsystems keine Chance hätte.

Auch parasitäre Wespen stechen keine Menschen.

Wespen ohne Stachel

Die einzigen Wespen die keinen Stachel besitzen sind Drohnen (männliche Wespen), da das Verteidigungsinstrument sich aus dem Eier-ablegenden Legebohrer entwickelt hat. Dieser war biologisch bei ihnen nie angelegt und konnte sich somit nicht zu einem Stachel weiterentwickeln.

Dies stellt jedoch keinen Nachteil für den Wespenstaat dar, weil die Drohnen nur sehr kurze Zeit leben und ausschließlich zur Begattung der Weibchen (Königinnen) existieren.

Männliche Wespen nehmen nicht an der Abwehr von Feinden oder der Beschaffung von Nahrung teil. Auch die eigene Nahrungsbeschaffung ist stark limitiert (zum Beispiel durch eingeschränkt angelegte Organe) und sorgt zusätzlich für eine sehr kurze Lebensspanne.

Wespe verliert Stachel: Das passiert!

Aus der Unterfamilie der Bienen ist vielen bekannt, dass der Einsatz des Stachels zu schweren Verletzungen und schließlich zum Tod führt. Dies liegt in der Struktur des Bohrers, der mit kleinen Haken versehen ist.

Dringt der Stachel in die Haut eines Säugetiers ein sorgen die Widerhaken dafür, dass der Apparat festsitzt und eine große Wunde in den Abdomen der Biene verursacht. (Bei einem Stich gegen Insekten ist dies übrigens nicht der Fall und der Stachel bleibt nicht stecken.)

Wespen stammen zwar aus der gleichen Ordnung der Hautflügler, haben jedoch einen glatten Stachel, der nicht nur problemlos in die Haut eindringen, sondern auch wieder herausgezogen werden kann.

Der Einsatz des Stachels tötet Wespen nicht.

Dies ermöglicht es ihnen ihr Verteidigungsinstrument mehrfach einzusetzen, was eine Provokation von Wespen besonders gefährlich und sinnlos macht.

Der Verlust eines Stachels bei Wespen ist sehr selten und passiert auf natürlichem Wege nicht. Er bricht auch nicht einfach ab, da er sich (bei den für uns relevanten Arten) innerhalb des Hinterteils befindet und nur zum Einsatz herauskommt.

Selbst der lange Stachel der parasitären Wespen sind so gebaut, dass sie Einflüsse von außen gut aushalten. Sie liegen zwar außerhalb des Körpers, sind dafür aber auch flexibel und robust.

Der Verlust eines Stachels kann also nur durch sehr außergewöhnliche oder künstliche Ursachen geschehen (wie das Fangen und Fixieren einer Wespe sowie anschließendes Entfernen des Bohrers).

Diese Verletzung würde jedoch wahrscheinlich nicht zum Tod der Wespe führen. Der Stachel ist ein fester chitinhaltiger Fortsatz, der aus zwei Teilen besteht, die gegeneinander verschoben werden und so das Gift injizieren. Der Korpus des Bohrers ist nicht stark durchblutet und führt keine besonderen anderen Aufgaben durch.

Der Verlust des Stachels ist nicht tödlich.

Das Abtrennen des Stachels wird die Fähigkeit zu stechen und Gift zu übertragen eliminieren, lässt die Wespe aber weiterleben und an dem Sozialleben im Staat teilhaben.

Eine Entfernung des Legebohrers bei parasitären Wespen macht diese unfähig Eier in einen Wirt zu platzieren. Die Wespe an sich wird zwar unfruchtbar, bleibt aber überlebensfähig.

Haben alle Wespen Gift?

Die Entwicklung des Stachels und die Injektion ihres Giftes hat den Wespen ein effektives Verteidigungsmittel gegeben. Die Toxine unterscheiden sich dabei sowohl in ihrer Zusammensetzung, als auch dem Einsatz.

Grundsätzlich verfügen die meisten Wespen über eine so genannte Giftblase, der in ihrem Abdomen sitzt und beim Einsatz des Stachels seinen Inhalt in die Einstichstelle überträgt.

Das Gift der Sozialen Wespen dient der Betäubung von Beute und der Abwehr von größeren Tieren, um das Nest zu schützen. Seine Wirkung ist daher besonders groß und schmerzvoll. In der Zusammensetzung ähnelt es Schlangengift, ist jedoch auf Grund seiner geringen Dosis nicht schädlich (wenn keine allergische Reaktion auftritt).

Es enthält häufig Amine, Peptide, Proteine und weitere Giftstoffe, die das Gewebe angreifen und die Übertragung von Schmerzen auslösen.

Solitäre Wespen haben keinen Staat zu beschützen und setzen ihr Gift in erster Linie zur Jagd ein. Dabei werden andere Insekten häufig paralysiert und anschließend zerlegt oder lebend an die Larven verfüttert.

Parasitäre Wespen besitzen nicht immer eine Giftblase. Einige Arten legen ihre Eier durch ihren Legestachel in den Wirt, ohne spezielles Gift abzusondern. Die meisten nutzen jedoch Toxine um den Vorgang zu vereinfachen.

Einige parasitäre Wespen haben ein besonders effektives Gift und Betäuben ihre Beute dauerhaft, verschleppen sie in ihren Bau, legen ihre Eier darauf ab und verschließen den Bau wieder. Der Wirt bleibt am Leben – aber paralysiert – und wird in der Folge von den heranwachsenden Larven verspeist.

Das Vorhandensein von Toxinen muss natürlich im Zusammenhang mit seiner Gefährdung für uns gesehen werden. Das Gift der Solitären Wespen hat keine Auswirkung auf den Menschen, da deren Stachel uns nicht penetrieren können. Lediglich das schmerzhafte Abwehrgift der Sozialen Wespen spielt für uns eine Rolle.

Wespen die nicht stechen: Fazit

Das Stechverhalten von Wespen ist stark von der Art abhängig:

  • Alle Sozialen Wespen sind dabei besonders aktiv, um ihr Nest und den Staat zu verteidigen.
  • Solitäre Wespen hingegen haben einen weniger ausgeprägten Stachel und kein Nest, das sie derart verteidigen müssen. Sie stechen uns daher nie.
  • Parasitäre Wespen haben meist einen besonderen Legebohrer, der jedoch nicht zur Verteidigung eingesetzt wird. Sie stechen daher ebenfalls keine Menschen.
  • Alle Drohnen (Männchen) aller Wespenarten besitzen keinen Stachel.

Den häufigsten Kontakt haben Menschen mit lediglich 2 verschiedenen Arten (Gemeine Wespe, Deutsche Wespe), die beide Soziale Wespen sind. Sie verteidigen ihr Nest besonders aktiv und reagieren empfindlich auf Gefährdungen.

Aggressives Verhalten ihnen gegenüber (Fuchteln, Schlagen etc.) nehmen sie als Bedrohung wahr und setzen folglich ihren Stachel ein. Dieses natürliche Verhalten der Wespen wird fälschlicher Weise als Angriffslust wahrgenommen.

Martin

Martin ist Gründer und Autor bei ungeziefer-pilot und besitzt einen weiten Erfahrungsschatz, den er gerne teilt. Der richtige Umgang und der Einsatz wirklich effektiver Mittel liegen ihm besonders am Herzen.

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