Wespen sind ein Teil der warmen Jahreszeit und begegnen uns täglich beim Aufenthalt im Freien. Ihr Zusammenleben und Verhalten ist faszinierend und erstaunlich zugleich und so stellt man sich viele Fragen über ihr Flugverhalten, den Nestbau, die Flugzeiten, aber auch über Aspekte des täglichen Lebens, wie: Müssen Wespen eigentlich pullern oder kacken?
Wespen besitzen einen aktiven Stoffwechsel und haben einen Verdauungstrakt, mit dem sie Nährstoffe in Energie und Abfall umwandeln. Diese nicht nutzbaren Nebenprodukte werden gemeinsam als breiige gelbliche Substanz aus einer Kloake am Hinterleib entsorgt.
Dabei sind Wespen jedoch nicht wahllose Exkrementierer, sondern gehen sehr bewusst mit ihren Ausscheidungen um. Wann und wo sie die Abfallprodukte absetzen, wie das aussehen kann und warum es nicht schädlich für uns ist, beschreiben wir in diesem Artikel.
Warum koten und urinieren Wespen?
Jedes Lebewesen besitzt einen Stoffwechsel, der dafür sorgt, dass Nährstoffe aufgenommen und verarbeitet werden. Hierdurch entsteht Energie und es werden das Wachstum und der Aufbau des Organismus ermöglicht. Bei der Umwandlung von diesen Ausgangsstoffen entstehen immer auch Abfallprodukte, die nicht verwertet werden können.
Diese müssen aus dem Körper entfernt werden, da sie sich sonst ansammeln und für weitere Probleme sorgen würden. Außerdem enthalten die Exkremente schädliche Substanzen, die auf lange Sicht im Körper gefährlich würden.
Der genaue Ablauf hiervon unterscheidet sich im Tierreich stark und ist bei vielen Insekten nicht bis ins Detail erforscht. Dies gilt auch für die Wespen, deren Ausscheidungen selten Teil größerer Studien sind.
Dennoch gibt es ein Grundverständnis, übertragbare Prozesse bei verwandten Spezies (wie den Bienen) und beobachtete Verhalten, die zeigen, wie Wespen ihre Abfallprodukte loswerden.
So erzeugen Wespen Kot und Urin
Die Inhalte und Form der Ausscheidungen werden in erster Linie durch den Aufbau der Verdauungsorgane und deren Funktionsweise bestimmt.
Wespen besitzen einen Verdauungstrakt, der die Aufspaltung der Nährstoffe (insbesondere kurzkettige Kohlenhydrate – also „Zucker“) übernimmt und für die Aufnahme in die Hämolymphe (das Wespenblut) sorgt. Von dort wird es im Körper zu den notwendigen Stellen (wie der Flugmuskulatur) transportiert und aufgebraucht.
Die Abfallprodukte aus den Organen gelangen dann über den gleichen Weg zurück in den hinteren Teil des Verdauungsapparates. Außerdem besitzen Wespen so genannte Malpighische Gefäße – feine Röhren, die die stickstoffhaltigen Abfallprodukte aus der Hämolymphe aufnehmen und in den Verdauungstrakt transportieren.
Wie alle Insekten trennen auch Wespen ihre Stoffwechselprodukte (Urin) nicht von ihren Verdauungsprodukten (Exkremente / Kot) und geben sie über eine einzige Öffnung (Kloake) am Hinterleib ab, nachdem die Stoffe im hinteren Teil des Verdauungsapparates vermischt wurden.
Wespenkot und Wespenurin: So sieht‘s aus
Wespen besitzen keine Nieren, da der Hauptbestandteil ihrer Ausscheidungen der ungiftige Harnstoff ist (während die Harnsäure – die auch beim Menschen vorkommt – stark verdünnt werden muss, um keine toxische Wirkung zu entfalten).
Der Harnstoff kann somit ohne einen gesteigerten Wasserbedarf ausgeschieden werden. Hierdurch ist die Konsistenz der Ausscheidungen meist breiig fest, aber mindestens zähflüssig.
Nur in Ausnahmefällen bei einer vermehrten Flüssigkeitsaufnahme (und Abscheidung) verändert sich die Abgabe zu einem sehr flüssigen Stoff.
Die Farbe der Ausscheidungen hängt stark von der aufgenommenen Nahrung ab. Sie variiert zwischen gelben und leicht braunen Tönen und kann auch weißlich bleiben (da dies die Farbe des Harnstoffs ist).
Die Größe der Exkremente steht im Verhältnis zur Größe der produzierenden Wespe. Es kann gesagt werden, dass die Breite der Ausscheidung bis zu 1/6 der Breite des Abdomens (Hinterleibs) der Wespe entspricht. Für eine „normale“ Wespe sind dies also 0,6-0,9mm und für eine Hornisse 0,7-1,1 mm. Für die 30-50% größeren Königinnen gelten entsprechend gesteigerte Ausmaße.
Die Länge des abgesetzten Stuhls ist auf die Länge des Verdauungstraktes begrenzt, wobei das Maximum eigentlich nie erreicht wird. Exkremente mit einer Länge von 60% des Abdomens bzw. 30% der Körperlänge (ca. 0,5-0,7cm) sind möglich.
Eine mögliche Konsistenz und Farbe kann man in diesem schönen Video gut sehen. Außerdem ist der „Pumpvorgang“ zum Herauspressen des Stuhls klar erkennbar.
Wann kacken Wespen?
Die Häufigkeit des Stuhlgangs einer Wespe steht in direktem Zusammenhang mit ihrer Stoffwechselrate. Dieser variiert über das Jahr und erreicht seine größte Aktivität im Hochsommer.
Dies liegt zum einen an der höheren Temperatur (da Wespen wechselwarm sind und viele Stoffwechselprozesse mit höheren Temperaturen schneller ablaufen) und zum anderen an dem grundsätzlich gesteigerten Verbrauch auf Grund der maximalen Aktivität beim Nestbau und der Versorgung des Staates.
Die aufgenommene Nahrung ist ebenfalls ein Faktor, der den Stoffwechsel beeinflusst. So sind Nektar und andere einfache Quellen von Kohlenhydraten gut verdaulich und zu einem großen Teil verwertbar. Dies gilt nicht für pflanzliche Bestandteile der Nahrung, die in dem kurzen Verdauungstrakt nicht verwertet werden können.
Diese Ballaststoffe werden von Wespen jedoch nur eingeschränkt aufgenommen und so ist ein „permanenter Durchfluss“ nicht gegeben.
Ein Absetzen von Kot geschieht dennoch mehrfach täglich und hat neben der Reinigungs- auch eine aerodynamische Funktion.
Ein regelmäßiges Erleichtern verringert das Fluggewicht und erhöht so die Effektivität beim Fliegen. Dies spart wiederum Energie und ermöglicht der Wespe mehr Nahrung ins Nest zu transportieren.
Wespen haben einen ausgeprägten Tagesrhythmus und sind in der Nacht nicht sonderlich aktiv. Dadurch setzen sie den Großteil ihres Stuhlgangs auch während des Tages ab.
(Dies gilt nur eingeschränkt für die größte Wespenart – die Hornisse – die auch während der Dunkelheit aktiv ist. Bei ihr verteilt sich die Häufigkeit gleichmäßiger über den gesamten Tag.)
Wo koten Wespen?
Wespen sind reinliche Lebewesen und haben ein großes Interesse daran sämtliche Gefahren für das Nest zu vermeiden. Hierzu zählt insbesondere das Eintragen von Schädlingen, Pilzen und Bakterien.
Wespen koten außerhalb des Baus.
Sie erledigen ihr Geschäft daher stets im Freien. Dabei ist es sowohl möglich im Fluge als auch nach der Landung die Exkremente abzusetzen. Vermutlich ist die Erleichterung in der Luft die häufigere Variante, da hier Wespen reinlicher bleiben können und den Kontakt mit den Ausscheidungen minimieren.
Wespen, die sich innerhalb des Nests aufhalten und mal müssen begeben sich zum Nesteingang und verrichten ihr Geschäft dort, oder legen einen Entsorgungsflug ein. Über die Wespenkönigin gibt es keine Berichte, es ist aber wahrscheinlich, dass sie das Nest nicht mehr verlässt und die Reinigung durch die Arbeiterinnen erfolgt.
Müssen auch Wespenlarven und Wespenpuppen?
Neben der Königin verlässt auch der Nachwuchs in allen Phasen der Entwicklung (Ei, Larve, Puppe) das Nest nicht. Jedoch besitzen Wespen in dieser Zeit auch keinen Stoffwechsel-Ausgang und setzen somit keinen Kot ab.
Nur erwachsene Wespen kacken.
Während Ei und Puppe nur einen bedingten Stoffwechsel aufweisen sind die Larven sehr aktiv in der Nährstoffaufnahme. Hierbei wird aber eine große Verwertung erzielt und nur wenige Abfallprodukte sammeln sich an.
Ist Wespenkot schädlich oder ätzend?
Die ausgeschiedenen Stoffe im Stuhlgang der Wespen besitzen keine ätzende oder toxische Wirkung. Der Harnstoff ist absolut ungiftig und wird sogar zur Herstellung von Kosmetika eingesetzt.
Auch im festen Teil der Exkremente sind keine bedenklichen Bestandteile enthalten. Der Kot ist bestückt mit unverdaulichen Substanzen die chemisch nicht weiterbearbeitet wurden.
Wespenkot ist ungefährlich.
Es entstehen also keine Schäden auf Möbeln und Kleidungsstücken. Zurückbleibende Flecken können einfach abgewischt oder ausgewaschen werden.
Wespenkot im Winter
Im Gegensatz zu Bienen ziehen sich Wespen nicht in ihren Staat zurück und überleben dort den Winter. Nachdem die neuen Wespenköniginnen ausgeflogen sind begeben sie sich in ein Winterquartier und Winterstarre dort in Winterstarre bis zum Frühling. In dieser Zeit haben sie keinen Stoffwechsel.
Der Rest des Staates stirbt in den Folgemonaten und überlebt den Winter nicht. Es gibt also kein Nest, dass über den Winter mit Exkrementen zuläuft (- Bienen halten übrigens bis zum Frühling aus und gehen erst dann wieder auf einen ausgeprägten Entsorgungsflug).
Wespenkot: Bedeutung für den Menschen
Der Einfluss von Wespenkot auf unser Leben ist marginal. Die geringen Mengen und das weite Verteilen machen einen Kontakt mit uns sehr unwahrscheinlich. Und selbst dann gibt es keine Nachteile, die man befürchten muss.
Die einzige Belästigung die auftreten könnte ist eine Verschmutzung in der unmittelbaren Nähe des Nests. Hier kann es zu einer vermehrten Abgabe kommen, so dass man die Exkremente feststellt.