Können Ohrenkneifer kneifen? Wie gefährlich sind sie?


Krabbelnde Insekten sind unbeliebt bei den meisten Mensch und gerade der Ohrenkneifer hat einen schlechten Ruf als gefährliches Tierchen.

Sein Auftreten im Haus löst Unbehaglichkeit und Ekel hervor. Nicht selten gepaart mit einer Spur Angst, dass das Insekt gefährlich für die eigenen Ohren und das Trommelfell werden kann.

Doch ist dies begründet? Können Ohrenkneifer wirklich kneifen und kommt daher auch der Name?

Ohrenkneifer im Überblick

Der Ohrenkneifer (eigentlich Ohrwurm) ist ein Tier aus der Unterklasse der Fluginsekten und wird ca. 10 – 25 mm groß.

Die Flügel sind dabei aber meistens stark zurückgebildet und nur sehr wenige Arten können wirklich fliegen.

Ohrwürmer halten sich also zumeist am Boden auf und lieben dunkle Verstecke und Ritzen. Außerdem sind sie nachtaktiv und bevorzugen warme und feuchte Umgebungsbedingungen.

Die in deutschen Haushalten am häufigsten vorkommende Art ist der „Gemeine Ohrwurm“.

Gemeiner Ohrwurm

Ohrwürmer zeichnet außerdem ihre Brutpflege aus, die ansonsten bei Insekten sehr selten ist. Sie füttern und pflegen den Nachwuchs, der ohne diese Fürsorge vielfach nicht überleben würde.

Die Ohrenkneifer vermehren sich nur einmal im Jahr und legen dann auch „nur“ 50 Eier ab. Dadurch kommt es nicht zu einem explosionsartigen Anstieg der Insekten.

Warum heißt der Ohrenkneifer so?

Die Herkunft des Begriffs „Ohrenkneifer“ ist nicht eindeutig geklärt. Vermutlich handelt es sich aber um eine alte Überlieferung, die mit der Verwendung der Insekten zu tun hat:

Der Begriff Ohrenkneifer leitet sich aus dem Latein ab. Der Gemeine Ohrwurm als häufigste Art trägt den lateinischen Beinamen „auricularia“, was wiederum die Verniedlichung von auris (Ohr) ist.

Im Mittelalter wurden die Insekten nämlich zermahlen und als Heilmittel für diverse Ohrkrankheiten verwendet. Der Beiname „Ohr“ hat sich seitdem gehalten und ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen.

Den Zusatz „Kneifer“ haben die Ohrwürmer auf Grund ihrer zangenförmigen Hinterleibsfäden erhalten.
Aus diesen beiden Begrifflichkeiten ist dann der „Ohrenkneifer“ geworden.

Beliebtes Heilmittel gegen Ohrenkrankheiten im Mittelalter

Eine weitere Theorie besagt, dass sie ihren Beinamen tragen, weil sie in mittelalterlichen Schlafstätten ausreichend warme und feuchte Umgebungsbedingungen vorgefunden haben. Dies trug nicht gerade zu ihrer Beliebtheit bei und es entstand so vielleicht der Mythos vom in die Ohren kriechenden Parasiten.

Was frisst der Ohrenkneifer?

Ohrwürmer sind Allesfresser die sich je nach Art von kleinen Insekten und Larven und/oder weichen Pflanzenteilen wie Blüten ernähren.

Insbesondere Blattläuse und kleine Raupen stehen auf ihrem Plan und sind sehr beliebt.

Daher gelten Ohrenkneifer auch als Nützlinge, denn sie dezimieren die Zahl der Blattläuse und halten so die Population der Schädlinge niedrig .

Die Pflanzenteile die zur bevorzugten Nahrung gehören sind reich an Pflanzensaft und besitzen eine offene Stelle oder eine nur sehr dünne Haut. Dies liegt daran, dass Ohrenkneifer nur ein sehr eingeschränktes Mundwerkzeug haben und die „Kneifer“ nicht zum Öffnen von Pflanzen und Früchten geeignet sind.

Ohrenkneifer lieben Blattläuse und Pflanzensäfte

Gelegentlich findest du Ohrenkneifer an Obst in kleinen Öffnungen und Schadstellen. Diese Beschädigung der Fruchthaut haben aber nicht die Ohrwürmer hervorgerufen, sondern andere Tiere oder mechanische Belastungen. Die Ohrenkneifer nutzen diese Stelle nur, um an die kostbare Nahrung heranzukommen.

Daher werden die kleinen Insekten fälschlicher Weise häufig als Schädlinge wahrgenommen.

Können Ohrenkneifer wirklich kneifen?

Die Hauptfrage die sich bei den Ohrenkneifern natürlich ergibt, ist, ob sie ihrem Namen alle Ehre machen oder nicht.

Ohrenkneifer nutzen ihre Zangen am Hinterleib nicht für das Kneifen in menschliche Ohren. Diese dienen zur Hilfe beim Auspacken der kompliziert gefalteten Flügel, zur Jagd und Begattung, sowie zur Verteidigung.

Große Zangen – keine Gefahr!

Das leicht martialische Aussehen der Zangen und die generelle Abneigung gegen kleine krabbelnde Insekten wird den Mythos hervorgerufen und am Leben gehalten haben.

Dazu kommt natürlich noch der irreführende Name.

Wie gefährlich ist ein Ohrenkneifer?

Daher sind Ohrenkneifer auch überhaupt nicht gefährlich für den Menschen. Sie ernähren sich nicht von unserem Blut und haben auch sonst kein Interesse an uns. Einen Biss von einem Ohrenkneifer wirst du nicht erleben.

Selbst wenn sich ein Ohrenkneifer zufällig gerade auf unserem Ohr aufhält und sich dann bedroht fühlen würde und dann auch noch versuchen würde zu kneifen – würden wir es kaum merken!

Die Zangen sind so schwach und ungefährlich, dass du maximal ein leichtes Pieksen wahrnehmen würdest! Wurdest du also mal von einem Ohrenkneifer gekniffen – hast du es wahrscheinlich gar nicht gemerkt!

Und sogar am empfindlichen Trommelfell (wo Ohrenkneifer nie hinkommen) können die Insekten keinen Schaden anrichten, da die feste Membran durch die Kneifer nicht beschädigt werden kann! Es würde lediglich ein unangenehmes Gefühl und Geräusch geben – beides total ungefährlich!

Auch als Krankheitsüberträger sind Ohrenkneifer bisher nicht in Erscheinung getreten und sind anders als Kakerlaken keine Gefahr in deinem Haushalt.

Wie bekämpft man Ohrenkneifer?

Dennoch sind die kleinen Insekten nicht schön anzusehen und du willst sie sicher loswerden.

Grundsätzlich gilt aber, dass Ohrenkneifer kein großes Interesse für deine Wohnung haben. Sie ernähren sich ja von Blattläusen und in Teilen von Pflanzensäften und beides gibt es in normalen Haushalten nur in eingeschränkter Menge.

Ohrenkneifer in der Wohnung sind also meistens eher Zufallsfunde und Einzeltiere die „aus Versehen“ hineingekommen sind.

Wenn du dafür sorgst, dass nicht zu viele Nahrungsquellen (wie beschädigtes Obst) offen herumliegen, werden die Ohrwürmer dich von selbst verlassen.

Sie fühlen sich im Freien und bei feuchter, warmer und geschützter Umgebung am wohlsten. Gartenhäuschen, Balkone, Terrassen und andere Unterschlüpfe sind daher deutlich beliebter.

Sollten dich die Ohrenkneifer auch hier stören, solltest du natürlich als erstes das Gebiet unattraktiver machen:

  • Unnötige Ritzen und Spalte schließen,
  • Nahrungsquellen beseitigen und
  • Unterschlüpfe (Unrat, alte Blumenkübel etc.) entfernen.

Willst du sie außerdem von deiner Terrasse oder deinem Balkon weglocken, kann eine Falle für Ohrenkneifer funktionieren.

  1. Nimm einen leeren Blumentopf
  2. Fülle ihn mit Stroh, Holzwolle o.Ä.
  3. Sichere den Inhalt (zBsp mit einem Drahtgitter)
  4. Stelle die Falle auf und warte 2-3 Tage
  5. Nimm die Falle (tagsüber!) auf und
  6. entleere sie an einem passenden Ort (Garten, Wald usw.)
Ohrenkneifer-Falle auf dem Balkon und guter Unterschlupf für die Nützlinge im Baum

Mit der Bearbeitung des Balkon und der kleinen Falle wirst du die Ohrenkneifer im Nu los.

Martin

Martin ist Gründer und Autor bei ungeziefer-pilot und besitzt einen weiten Erfahrungsschatz, den er gerne teilt. Der richtige Umgang und der Einsatz wirklich effektiver Mittel liegen ihm besonders am Herzen.

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